Sonntag, 18. April 2010

Das Wort am Sonntag

Mein Lieblingskabarettist Georg Schramm - das zynisch-moralische Gewissen der Republik - in der letzten ZDF-Sendung "Neues aus der Anstalt" mit einer fiktiven Trauerrede zum Tode der Soldaten in Afghanistan (ab Minute 36") - siehe: www.zdf.de
Dieser Mann schafft es, den Nagel so auf den Kopf zu treffen, daß einem das aufkeimende Lachen fast im Halse stecken bleibt!
ZITAT - Kurz und schmerzvoll:

"Kameraden. Liebe Angehörigen. Wir alle kennen den Satz 'Das erste was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit'. Lassen sie uns deshalb hier den Krieg draussenhalten und bleiben wir für einen Augenblick bei der Wahrheit.
Der Tod ist der denkbare Abschluß eines soldatischen Arbeitstages. Diese Männer sind in Ausübung ihres Berufes gestorben und der Tod ist die logische Konsequenz soldatischen Handelns; auch wenn wir das gerne verdrängen und zur Tarnung merkwürdige Namen erfinden, wie gefallen, verloren, im Feld geblieben. Letztlich wird in der Fachliteratur alles gleich behandelt, nämlich unter der Rubrik 'Weichzielverlust'.
Wir hier versuchen, dem Tod des Einzelnen einen Sinn zu geben. Aber geben wir der Wahrheit die Ehre. Ein sterbenswerter Sinn für das was wir in Afghanistan tun, ist nicht mehr erkennbar.
Die Kinder winken nicht mehr, wenn wir auf Patrouille gehen, die von uns gebauten Schulen sind geschlossen, für jeden von uns erschossenen Zivilisten melden sich 10 Freiwillige bei den Taliban, die mittlerweile vielen schon als das kleinere Übel gelten, und selbst der von uns gekaufte Präsident Karzai sieht unseren Abzug lieber heute als morgen.
Wir sind nur noch dort und kämpfen, weil wir nicht den Mut haben, zuzugeben, daß wir gescheitert sind. Eine Kultur des Scheiterns ist in unserem westlichen moralischen Wertekatalog nicht mehr vorgesehen.
Vielleicht hat Clausewitz deshalb geschrieben: Nichts ist schwerer, als der Rückzug aus einer unhaltbaren Position. Deshalb, lassen sie uns mutig sein und das Schwere tun - lassen sie uns das Kühne wagen, lassen sie uns das Scheitern eingestehen; denn nur wer das Scheitern eingesteht, ist der wirklich Starke. Und wenn wir dann nach draußen gehen, mit diesem Gedanken, dann hat der Tod dieser Männer vielleicht doch noch einen Sinn gehabt."

1 Kommentar:

  1. Auch mein/unser Lieblingskabarettist, und als ehem. Zeitsoldat, weiss er wovon er spricht - unbedingt live erleben!
    Und nochmal DANKE für Fottos zum 76. von Wilma :-) - Gruß i.+J.

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