Donnerstag, 30. Oktober 2008

Zum Welt-Spartag ...

Zur Abwechslung mal ein Gedicht:

Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf: Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben -Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los, den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten, tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert, wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen, haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus, heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken, kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut - zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden? Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat, die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite, und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land, die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen, hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja - nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen, fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur, stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen, das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht: Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"

(Danke Wilfried/Christa)


Die Bankenkrise - oder der Versuch einer Erklärung:



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Die Frage muß erlaubt sein: Wie haben wir eigentlich vor 5-6 Jahren den 31.10. ohne Kürbisse und Firlefanz überstehen können...?!?

4 Kommentare:

  1. ...nur mit genügend alkohol natürlich...:-))..w

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  2. Das Tucholsky-Gedicht ist ein Fake und kommt leider aus einer ganz anderen Ecke. Nachzulesen unter diesem Link:
    www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1618259_Freiheitlich.html

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  3. Fake hin Fake her. Ich hab's so übernommen. Tut dem guten Tucholsky aber keinen Abbruch - denn, stimmen tut der Inhalt allemal! Oder?

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  4. Jetzt werd mal nicht patzig, sonst schmiede ich ein Schmähgedicht. Als Philologe ist es mir ein marginales Anliegen, treffende Gedichte auch dem Urhebenden (vulgo: Auerochs-stemmenden)zuzuordnen.
    Aber dass die Heine-Salonesken/Saloneskas sich derart täuschen ließen, ist am Mindersten dem enttarneten Autoren anzulasten. Denn Tucholsky Stilistik ist nicht mal spurenhaft enthalten.
    Verfluchtes Kulturpack. Prost, Christa und Günter. Ihr wisst, ich hab euch sehr lieb. Aber das war schon ein Ei. Happy Heinoween euch beiden.

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